Meilensteine

Von der Ausschreibung, über das Dialogverfahren bis zur Lieferung und Inbetriebnahme

Mit einem Auftragsvolumen von 265 Millionen Euro für 80 Bahnen in drei Längenklassen (30, 40 und 60 Meter) ist die Bestellung der Rhein-Neckar-Tram (RNT) bei Škoda Transportation die bislang größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv). Mit diesem Schritt setzen die rnv und die Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg als Gesellschafter und Aufgabenträger ein deutliches und nachhaltiges Zeichen für einen weiterhin starken und kundenfreundlichen ÖPNV in der Metropolregion.

Zur Finanzierung konnte die rnv mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) und einem Konsortium aus KfW IPEX Bank und Nord LB kompetente Partner gewinnen. Entsprechende Bürgschaften haben die Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg übernommen. Damit bekennen sie sich in besonders deutlicher Weise zum Modell eines gut ausgebauten kommunalen und regionalen Schienenverkehrs in Verantwortung der lokalen Gebietskörperschaften und stärken damit auch das gemeinsame Erfolgsmodell rnv für die weitere Zukunft.

Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Beschaffung der RNT im Rahmen einer ökologisch ausgerichteten und nachhaltigen Verkehrspolitik durch die Gewährung eines Förderzuschusses in Höhe von gut 13 Millionen Euro.

Europaweite Ausschreibung

Bei Aufträgen dieser Größenordnung sieht das geltende europäische und nationale Recht zwingend eine europaweite Ausschreibung vor. Die rnv hat hierzu im Jahr 2017 in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden ein entsprechendes Ausschreibungs- und Vergabeverfahren eingeleitet und durchgeführt. Dabei wurden für alle Angebote der Industrie die gleichen Bewertungsmaßstäbe angelegt. Kriterien waren unter anderem die technische Konzeption, die Umsetzung der Vorgaben des Lastenhefts und wirtschaftliche Dimensionen.

Vertragsunterzeichnung zur Bestellung der Rhein-Neckar-Tram: Christian Volz (rnv), Martin in der Beek (rnv), Petr Brzezina (Skoda), Zdenek Majer (Skoda)
© rnv GmbH / Haubner

In der Gesamtbetrachtung hat das im tschechischen Pilsen beheimatete Unternehmen Škoda Transportation das überzeugendste Angebot abgegeben, insbesondere die Erfüllung der hohen Anforderungen der rnv an eine ausgereifte und bewährte Fahrzeugtechnik in Kombination mit einer hohen Wirtschaftlichkeit und großem Kundennutzen wurde von Škoda plausibel und nachvollziehbar dargestellt. Dementsprechend wurde im Juni 2018 der Zuschlag an Škoda Transportation erteilt und ein Vertrag über die Lieferung von 80 Rhein-Neckar-Trams mit einer Option auf 34 weitere Fahrzeuge unterschrieben.

Škoda Transpor­tation

Škoda Transportation ist ein etablierter Hersteller in der Schienenfahrzeugbranche mit einer langen Tradition und großer Expertise bei der Entwicklung und Produktion von Lokomotiven und Doppelstockwagen für den Eisenbahnverkehr sowie von Straßen- und Stadtbahnfahrzeugen. Neben dem Hauptsitz im tschechischen Pilsen unterhält das Unternehmen weitere Verwaltungs- und Produktionsstandorte in Prag sowie in Oulu und Otanmäki (beide in Finnland). Der Lieferant der neuen Rhein-Neckar-Trams strebt an, in der Rhein-Neckar-Region dauerhaft als Partner präsent zu sein. So sind etwa die Einrichtung eines Stützpunkts für Kundendienst und -betreuung sowie eine gemeinsame Ausbildung und Schulung von Werkstattmitarbeitern im Gespräch.

Produktion und weitere Meilensteine

Die Rhein-Neckar-Tram (RNT) bei der Fertigung in Pilsen
Die Rhein-Neckar-Tram (RNT) bei der Fertigung in Pilsen
© rnv GmbH / Haubner

Nach der Auftragsvergabe an Škoda Transportation Mitte 2018 startete die rnv ab Mitte Oktober 2018 ein Dialogverfahren mit Fahrgästen und Interessenverbänden. Mit diesem Verfahren sollten die letzten Details abgeklärt und wichtige Impulse aufgenommen werden, um sie in die Erstellung des Pflichtenhefts einfließen zu lassen, also in die verbindliche Aufstellung aller konstruktiven Vorgaben für den Hersteller. Im Pflichtenheft wurden die neuen Rhein-Neckar-Trams abschließend technisch und konzeptionell präzise von der Ausführung des Wagenkastens über diverse mechanische und elektronische Bauteile bis hin zur Dimensionierung einzelner Schrauben beschrieben und festgelegt.

Insbesondere die Optimierungen, die sich aus dem Dialogverfahren ergaben, führten zu Anpassungen, beispielsweise der neuen Bodenausführung in den Gelenken und Mittelwagen oder den versetzten Türpositionen. Diese Anpassungen mussten konzipiert, berechnet und in das Fahrzeugkonzept integriert werden.

Produktion

Die Wagenkästen und Drehgestellrahmen werden am Škoda-Standort Otanmäki in Finnland geschweißt. Der Standort ist auf derartige Rohbauarbeiten spezialisiert und verfügt über umfangreiche Erfahrungswerte auf diesem Gebiet. Der Innenausbau der Wagenkästen, die Montage der Drehgestelle, sowie die ersten Fahrzeugtests erfolgen am Škoda-Standort Pilsen in Tschechien.

Testphase

Ab Auslieferung der ersten Bahn an die rnv im Oktober 2022 erfolgte eine umfangreiche Inbetriebsetzungs- und Testphase, in der das Fahrzeug auf Herz und Nieren geprüft wurde. Tausende Kilometer wurden in Testfahrten zurückgelegt um sicherzustellen, dass das Fahrzeug im gesamten Schienennetz der rnv einsatzfähig ist ­ zunächst mit dem 30-Meter-Fahrzeug, später auch mit dem 40- und mit dem 60-Meter-Fahrzeug.

Das Fahr- und Betriebspersonal der rnv konnte sich bereits im Vorfeld der Auslieferung mit Fertigung, Abnahme, Wartung und Betrieb der neuen Bahngeneration vertraut machen. Dies geschah durch eine permanente Einbindung in alle relevanten Projektmeilensteine sowie durch intensive Schulungen und virtuelle Testfahrten am Simulator.

Betriebserlaubnis

Parallel zur Inbetriebsetzung fand ein komplexer rechtlicher und technischer Zulassungs- und Abnahmeprozess der neuen Bahnen statt. Dieser ist notwendig, da die bei der rnv eingesetzten Schienenfahrzeuge durch den flexiblen Einsatz sowohl nach Straßenbahn-, als auch nach Eisenbahnbetriebsrecht mehreren Regelwerken, Crashnormen und Betriebsordnungen unterliegen. Um einen möglichst effizienten und transparenten Ablauf zu garantieren, hat die rnv von Beginn an größten Wert auf eine umfassende Einbindung aller relevanten Behörden, Ämter und Prüfinstitute gelegt.

Auf der Schiene

Nach der Erteilung der Betriebserlaubnis für die Stadt- und Straßenbahnstrecken in Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg und der Genehmigung für den Einsatz auf den Eisenbahnstrecken nach Bad Dürkheim und zwischen Mannheim, Heidelberg und Weinheim beweisen sich die neuen Rhein-Neckar-Trams seit 2023 im Fahrgastverkehr und bieten den Kundinnen und Kunden eine neue Qualität im Nahverkehr.

Die Rhein-Neckar-Tram (RNT) bei der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim
© rnv GmbH / Haubner